Tanztheater
Bielefeld in der
Löhner Sporthalle
Viel haben sie während der ersten beiden Projektjahre schon gesehen, die KulturScouts aus der Bertolt-Brecht-Gesamtschule Löhne: im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, im Heinz Nixdorf MuseumsForum und im Freilichtmuseum Detmold waren sie bereits und haben überall spannende neue Entdeckungen gemacht. Heute kommt die Kultureinrichtung zum Auftakt der Veranstaltung in die Schule. Kerstin Tölle, Theaterpädagogin vom Theater Bielefeld, besucht die Schüler gleich in den ersten beiden Stunden in der Schule, um mit ihnen gemeinsam den Besuch des Tanztheaterstücks Identity 2.0 in Bielefeld vorzubereiten.
Hier erwartet die KulturScouts aber keinesfalls ein langweiliger Vortrag. Im Gegenteil: Mitmachen ist angesagt. Schließlich geht es darum, herauszufinden, was die Eigenheiten des Tanztheaters sind, worin es sich vom Sprechtheater aber auch vom Ballett unterscheidet und wie das genau funktioniert, eine Choreographie zu entwickeln.
Nach einer kleinen Begrüßungsrunde in der Sporthalle der Schule geht es gleich mit den ersten Aufwärmübungen los. Turnschuhe stören da nur. Besser kann man sich auf Socken oder gleich barfuß zu den Rhythmen von Moves Like Jagger bewegen. Auch wenn der Text des Songs es nicht vermuten lässt, auch bei Schüttel Deinen Speck von Peter Fox ist Körperspannung geboten, damit die Bewegungen nicht aus dem Takt kommen und gut aussehen. In der ersten Reihe haben die Mädchen das besonders schnell rausgefunden. Figuren aus der Aufwärmübung gehen nun in die erste gemeinsame Choreografie über.
Mit einer „Laola-Übung“ im Kreis schärfen die KulturScouts ihre Sinne und lernen, wie wichtig es beim Theater ist, aufeinander zu achten. Es folgte eine Übung, in der die Schüler wie auf einem Tableau in vier Geschwindigkeitsgängen den Raum durchlaufen – dabei aber möglichst nirgendwo zu große Löcher im Netzwerk entstehen lassen sollen. Das erfordert, die volle Aufmerksamkeit auf die Mitschüler und den Raum zu richten. Gar nicht so einfach.
Im Anschluss lernen die KulturScouts eine Kampf-Choreografie mit Bewegungen, die Matrix, Kung Fu und anderen Action-Streifen entlehnt sind, von denen sich auch die Jungen angesprochen fühlen. „Das sind keine normalen Hände, die können Feuer speien!“ Einen fiktiven Gegner tanzen die Schüler hier gegen die Wand und lernen zum Abschluss, wie man sich bühnenreif kontrolliert fallen lassen kann, ohne sich zu verletzen. Dieses beliebte Element wird auch in den selbst entwickelten Choreografien der fünf Kleingruppen zum Schluss des Tanzworkshops wieder aufgegriffen. Zum Thema Original und Kopie sollen die KulturScouts sich in 15 Minuten eine eigene kurze Tanzeinheit ausdenken. Die wird natürlich der Klasse abschließend vorgeführt und bekommt gebührend Applaus.
Im Tanztheater, das haben die Scouts inzwischen gelernt, werden neue Ausdrucksformen für Themen gefunden, die uns heute bewegen. Das Stück, was sie in Bielefeld erwartet, hat unsere digitale Welt zum Thema und wie diese unsere Kommunikation beeinflusst. Viele spontane Assoziationen kommen den Schülern da sofort: Informationsflut, Entfremdung, Anonymität. Das Thema hat ein hohes Identifikationspotenzial.
Der heutige Workshop hat auf jeden Fall neugierig gemacht. Wenn die Schüler das Stück in zwei Wochen auf der Bühne sehen werden, können sie viel vom heute Gelernten und Ausprobierten darin wiederfinden. Man darf gespannt sein.
Lilian Wohnhas, 2012