Tohuwabohu im
Klassenzimmer
Am Donnerstag, den 2. Mai erhielten die Schülerinnen und Schüler der Regenbogen-Gesamtschule in Spenge Besuch von Theaterpädagogin Kerstin Tölle vom Theater Bielefeld.
Auf dem Programm: ein Tanztheater-Workshop – als Vorbereitung auf das Stück „Tohuwabohu“, das die Jugendlichen am Abend besuchen sollten. Für eineinhalb Stunden hieß es also für die Darstellen-und-Gestalten-Kurse Jahrgang 7 und 8, selbst aktiv zu werden und in die Rolle von Tänzerinnen und Tänzern zu schlüpfen.
Ganz in Schwarz gekleidet, wurden in einem großen Sitzkreis zunächst die theoretischen Grundlagen besprochen. Was unterscheidet eigentlich modernen Theatertanz vom klassischen Ballett? Den KulturScouts leuchtete schnell ein, es gibt kein Tutu, die Musik ist anders, viel moderner und der Tanz ist schneller. Wie sich das genau anfühlt, konnte die Gruppe umgehend selbst erfahren. Begleitet von Gekicher und Lachen, erklärte Kerstin Tölle die Grundschritte. „Ich kenne das!“, rief Gina begeistert nach den ersten Schritten und durfte zusammen mit Jana neben Kerstin Tölle in der ersten Reihe tanzen.
Obwohl zu Anfang kleine Rechts-Links-Schwächen und Koordinationsprobleme zu Kollisionen führten, begriffen die KulturScouts schnell und der dritte Durchgang lief schon recht problemlos ab. Doch auch am Boden kann man tanzen: alle Schülerinnen und Schüler sollten sich hinlegen. Aber nicht , um etwa Pause zu machen, sondern um weitere Schritte zu üben. Denn „während Ballett in die Höhe strebt, funktioniert modernes Tanztheater auch auf dem Boden“, erklärt Frau Tölle. Mit vielen praktischen Tipps und Tricks, wie zum Beispiel dem richtigen Abrollen über den Fußspann, erlernen die Scouts schnell weitere Schritte.
Doch nun kam es auf die KulturScouts an. Angelehnt an das Theaterstück „Tohuwabohu“ beschäftigten sie sich mit dem Thema Vorurteile. Warum gibt es Vorurteile? Sind alle Mädchen zickig und essen alle Holländer immer nur Käse? Vereinfachen Vorurteile das Leben nicht auch? Um die Schülerinnen und Schüler besser auf das Theaterstück am Abend vorzubereiten, erläuterte Kerstin Tölle das Konzept des Stücks und die Idee, die durch die Inszenierung vermittelt werden sollen.
Damit die jungen Scouts diese besser nachvollziehen können, bekamen sie zuerst die Aufgabe, sich mit dem Spruch „Kleider machen Leute“ auseinanderzusetzen. Mal hieß es, arrogant und wie ein Topmodel von Heidi Klum über den „Catwalk“ zu stolzieren, dann wieder sollten die Jugendlichen schüchtern und unsicher durch den Raum gehen. Dies alles, um ein Gefühl für die eigene Körpersprache zu entwickeln und diese lesen zu können.
Zum Abschluss hatten die KulturScouts die Aufgabe, eine eigene kleine Choreographie zu entwickeln und einzustudieren. Eingeteilt in vier Gruppen, sollten Ideen zu den Themen Afrika, Indien, Russland und Irland umgesetzt werden – jeweils auf Basis des zuvor Erlernten. Als schließlich indische Tempeltänzerinnen, afrikanische Buschmänner, russische Trunkenbolde und irische Folktänzer durch den Raum tanzten, ertönte tosender Applaus von den Mitschülern. Unter großem Gelächter und gespannt auf die abendliche Vorführung in Bielefeld verabschiedete sich die Klasse.
Lilian Wohnhas, 2013