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Markt der

Möglichkeiten

Eine bunte Mischung an Menschen und Ständen fand sich am Samstag, den 17.03.18 im Burgsaal der Wewelsburg ein, um ihre Projekte für Courage und gegen Rassismus und Rechtsextremismus auf einem eigens dafür organisiertem Markt der Möglichkeiten zu präsentieren.

Die gesamte Veranstaltung fand im Rahmen der Entwicklung eines kommunalen Handlungskonzeptes gegen Rassismus im Kreis Paderborn und der „Internationalen Woche gegen Rassismus“ statt und hatte das Ziel des Kennenlernens neuer Initiativen, dem Austausch untereinander und gegebenenfalls der Entwicklung gemeinsamer Projekte gegen Rechts.

Die KulturScouts OWL hatten dementsprechend eine Art „Sonderrolle“, doch der Bezug zum Thema wurde schnell sichtbar: nicht nur, dass die kulturelle Teilhabe einen Teil der Menschenrechte ist, in den Kultureinrichtungen der KulturScouts spiegeln sich in deren Angebote die brisante Themen wider. Zum Beispiel setzen sich die Schülerinnen und Schüler auf der Wewelsburg mit dem Thema Zweiter Weltkrieg und Diskriminierung auseinander oder erfahren im Museum für russlanddeutsche Geschichte hautnah, was es heißt, in einem fremden Land zu leben. Bei den „Stehaufmännchen“ der Paderborner Kreaturen werden nicht nur Kunstobjekte erschaffen, sondern sie symbolisieren im „richtigen Leben“ Menschen, die stark und rund genug sind, um Probleme als Herausforderung zu sehen, die sich wieder aufrichten können. Weiterhin setzt sich das Jacob Pins Forum mit dem Leben und Wirken des jüdischen Künstlers in Höxter auseinander.

Neben dem Markt der Möglichkeiten, gab es ein Rahmenprogramm rundum Engagement gegen Rechtsextremismus. Zwei Schulen stellten ihre Projekte zum Thema „Schulen gegen Rassismus“ vor – und die konnten sich sehen lassen! So zauberten die Schülerinnen und Schüler der Friedrich-Spee Gesamtschule aus einer grauen Schultreppe eine regenbogenfarbende Treppe mit „Guten Tag“ in verschiedenen Sprachen um die fünfzig Nationen an ihrer Schule zu repräsentieren und packten über hundert Weihnachtspakete für bedürftige Kinder. Die Schülerinnen der Heinz-Nixdorf Gesamtschule in Paderborn erarbeiteten eine Courage-Kiste, in der sie T-Shirts und Postkarten, aber auch Buttons selbst entwarfen. Diese Box wird nun ein Teil des museumspädagogischen Programmes in der Gedenkstätte auf der Wewelsburg sein.

Daraufhin folgte ein Impulsvortrag von Dr. Karsten Wilke von der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus über die Ursprünge, Ideologien und das Auftreten der so genannten „Identitären Bewegung“. Dabei war es ihm sehr wichtig hervorzuheben, dass diese Aufmerksamkeit, die der Gruppierung durch solche Vorträge gegeben würde, genau ihr Ziel sei, dass es aber trotzdem wichtig sei aufzuklären und die Tragweite des Ganzen ins Gedächtnis zu rufen.

Nach einer Mittagspause mit einer kleinen Stärkung und reichlich Zeit zum Austausch untereinander, folgte dann eine Auswahl an zweistündigen Workshops zu den Themen Cybermobbing, Institutionellem Rassismus, Fußball und Rechtsextremismus, Prävention von Rassismus und Rechtsextremismus innerhalb der Sonderausstellung auf der Wewelsburg.

Bei diesem letzten Projekt handelte es sich genauer gesagt um eine Lesung des Comicbuchautors Nils Oskamp, welcher in seiner Graphic Novel „Drei Steine“ über seine eigenen Gewalterfahrungen mit rassistischen Mitschülern im Alter von fünfzehn Jahren spricht. Oskamp reagierte auf das offensichtliche Bekenntnis zu rassistischem Gedankengut und die verstärkte Anwerbung durch nationalsozialistische Vereine an seiner Schule. Er versuchte sich ihnen in den Weg zu stellen z.B. durch das Übermalen rechter Schmierereien auf der Schultoilette, dabei riskierte er mehrfach sein Leben, denn seine Mitschüler terrorisierten ihn daraufhin und schlugen ihn zusammen und dies ging solange bis sogar ein Mordanschlag auf ihn folgte. Das Beeindruckenste war definitiv die Tatsache, dass er in der gesamten Zeit keine Unterstützung durch Polizei, Schule oder Familie bekam und trotzdem die Kraft besaß sich Tag für Tag gegen seine Widersacher zu stellen. Irgendwann hätte auch er es sicherlich nicht mehr geschafft, wenn er nicht die Unterstützung durch den Freund seines Bruders bekommen hätte.

Darin zeigte sich auch noch mal gut die Entwicklung auf diesem Feld, wo früher keine Hilfe geleistet worden wäre, gibt es heute eine ganze Reihe an Initiativen, die in solchen Fällen helfen können und trotzdem gibt es noch viel zu verbessern.

Diese Veranstaltung war in jedem Fall ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung und auch in den Abschlussgesprächen bei Kaffee und Kuchen wurde deutlich – gemeinsam gegen Rassismus ist man stärker!

Bericht von Greta Ridder, 11. Klasse der Friedrich-von-Bodelschwingh-Schulen, Schülerpraktikantin der KulturScouts OWL