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KulturScouts

erkunden den

Tatort Wewelsburg

Ideologie und Terror der SS

12. Januar 2012: Schaut man sich die prunkvolle Wewelsburg an, träumt man davon, wie ein Prinz das Burgfräulein erobert. Doch hinter den Mauern ist schreckliches passiert. Viele Menschen sind unter der Führung Adolf Hitlers während des 2. Weltkrieges ums Leben gekommen und haben viel Leid erlebt.
„Angefangen hat hier vor Ort alles, als Heinrich Himmler 1933 die Wewelsburg zu einem ideologischen Zentrum und Versammlungsort der Schutzstaffel umgebaut hat“ erzählt Norbert Ellermann, museumspädagogischer Mitarbeiter des Kreismuseums Wewelsburg Paderborn. Ein ernstes aber auch unheimlich wichtiges und spannendes Thema erwartet die 9. Klasse der Janusz- Korczak Gesamtschule, die von Lehrerin Frau Lohmann und Lehrer Herrn Sauermann begleitet werden.

Herr Ellermann führt die KulturScouts in den ersten Teil der Ausstellung. Eine Tafel mit vielen Bildern spiegelt die Geschehnisse in der Zeit von 1923 bis 1945 bis heute wieder. „Wie alt seid ihr ungefähr so im Durschnitt?“ fragt Herr Ellermann. „Fünfzehn“ antworten die meisten Scouts und sind gespannt, was diese Frage mit der Zeit des Nationalsozialismus zu tun haben soll. „Zumindest die Jungs von euch wären zur damaligen Zeit sofort verpflichtet worden, als Soldat für Deutschland zu kämpfen. Mit 15 Jahren wurde man eingezogen,“ stellt Herr Ellermann fest. Ein Schweigen füllt den Ausstellungsraum. Langsam aber sicher wurde Hitlers Plan in die Tat umgesetzt. „Das Elend hat nicht mit den Konzentrationslagern angefangen, ihr müsst es euch vorstellen wie Rauch, der von unten lange unbemerkt an euren Beinen empor schleicht. Immer ein bisschen mehr Gesetze, immer ein bisschen strenger und grausamer, “ beschreibt Herr Ellermann den Beginn des Terrors.
„Eins müsst ihr euch immer merken: Vorurteile beginnen im Kopf.“ Herr Ellermann berichtet von den Anfängen der Ausgrenzung. Dabei spielte die Sprache und dessen Einsatz zur Diskriminierung eine zentrale Rolle. Es folgten gewaltsame Taten, die das institutionalisierte Verbrechen auf die Spitze trieben. Die KulturScouts können mit Hilfe von Audioguides kurze Berichte von Zeitzeugen zu den verschiedensten Themen anhören. Das Leben im Konzentrationslager, die Zeit danach und der Aufbau des Terror-Regimes werden dadurch anschaulich wiedergegeben.

Anschließend erkunden die KulturScouts den Nordturm. Besonders zwei Orte sind hier in Erinnerung geblieben: Die Gruft, das Kellergeschoss, das während des Krieges als Totenfeierraum dienen sollte und durch die besondere Akustik beeindruckt und der ehemalige Obergruppenführersaal der Wewelsburg. In dem Saal fallen zuerst die hell leuchtenden, orangefarbenen Sitzsäcke auf. Sie laden zum Ausruhen ein. Schaut man sich in dem runden Zimmer mit den mächtigen Säulen um, ist zunächst nichts Auffälliges erkennbar. Herr Ellermann rollt einen kleinen Tisch von der Mitte des Raumes zur Seite. Plötzlich fällt es allen auf: Ein großes, rundes Ornament, eingelassen in den Marmorboden, erscheint. „Das ist die schwarze Sonne“, erklärt Herr Ellermann, „ein Zeichen, dass noch heute oft von den Nazis getragen wird und den Antisemitismus und Rassismus wiederspiegelt.“ „Manchmal werde ich gefragt“, erzählt Herr Ellermann, „warum wir solch schreckliche Symbole nicht einfach entfernen. Natürlich muss man gut aufpassen, wie man die Symboliken, Gegenstände und Ausstellungsmaterialien inszeniert, aber würden wir Sie vernichten, würden der Terror und das Leid vielleicht in Vergessenheit geraten oder sogar verleugnet werden. Durch die Ausstellung bewahren wir aber die Erinnerung und ermahnen gleichzeitig jeden dazu, sich zu bemühen, dass so etwas nicht noch einmal passiert!“ Deshalb auch die Sitzsäcke und die kleinen Tischchen. Das Ornament und damit die Erinnerung an den Terror bleiben erhalten, aber durch die Entfremdung des Symbols wird eine Verherrlichung verhindert.

Nach der Mittagspause folgt eine Aufteilung in kleine Arbeitsgruppen. Herr Ellermann stellt viele spannende Themen vor, die die Schüler praktisch und selbstständig bearbeiten dürfen. Anschließend versammeln sich die KulturScouts noch einmal, um ihre Ergebnisse den Mitschülern vorzustellen. Die Scouts haben die Themen Schutzstaffel und Symboliken, das Mahnmal auf dem Appellplatz, Fluchtversuche der Häftlinge, Erzählungen von Zeitzeugen, archäologische Funde auf dem Gelände, Religion während des Nationalsozialismus und das Konzentrationslager Niederhagen erforscht und sind fortan richtige Experten.

„Uns hat gut gefallen, dass Herr Ellermann nicht so viel Fachbegriffe verwendet hat, und wenn, hat er sie erklärt“ bewertet eine Schülerin die Führung. „Ich fand es toll, dass wir auch selbst praktisch arbeiten durften“ freut sich eine andere Schülerin.
Herr Ellermann bietet der Klasse zum Abschluss an, an die Veranstaltung anzuknüpfen und die 9. Klasse persönlich in der Janusz- Korczak-Schule zu besuchen um das Thema zu vertiefen.

Saskia Ganschow