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Vorhang auf:

(Ein)Blick in das

Theater Detmold

KulturScouts des Städtischen Gymnasiums Bad Driburg hinter den Kulissen des Landestheaters

„Du bist grausaum!“ – „Ich bin nicht grausam!“: Wütend und mit bösen Blick nähern sich Hamlet und seine Mutter Gertrude einander. Doch wer darf ihn eigentlich spielen, Hamlet, den Prinzen von Dänemark? Darüber entbrennt zunächst ein Streit zwischen zwei Künstlern, die mit (fast) allen Mitteln um die Hauptrolle kämpfen. Zu guter Letzt gibt es auch noch einen Mord: Hamlet ersticht versehentlich Polonius, dabei wollte er doch eigentlich seinen Onkel mit dem Degen niederstrecken.

Das war alles nur Schein und nicht Sein: Die Klasse 8b hat eben eine Menge Theater in Detmold gemacht.

Dass ein Theater nicht nur aus einer Bühne und Schauspielern besteht, wurde den Schülerinnen und Schülern schnell klar, als Theaterpädagoge Matthias Brandt die Gruppe dorthin führte, wo Zuschauer normalerweise nicht hinkommen. „Backstage“ gab es Einblicke in die Gaderoben und den Bereich, durch den die Künstler kurz vor ihrem Auftritt gehen müssen, vorbei an der Glocke, die allen im Theater ankündigt: „Jetzt geht es los. Bühne frei“.

Unzählige Taue, Kurbeln und Scheinwerfer lassen erahnen, wieviele Techniker notwendig sind, damit ein Stück gespielt werden kann. Neben der Bühne hat alles und jeder seinen Platz: das Orchester, die Requisiten, die Souffleuse, auch die Feuerwehr, die in jeder Vorstellung für die Sicherheit sorgt. Und über alles wacht die Inspektion, die jeden Schritt während der Vorstellung koordiniert: Vermutlich nicht der entspannteste Arbeitsplatz, wenn man sieht, was alles nötig ist, damit ein Stück reibungslos aufgeführt werden kann.

Doch längst vor der Premiere wird im Theater gehämmert, gesägt und gemalt, geschneidert, geklebt und gebastelt. Die Driburger Kulturscouts schauten den Tischlern des Theaters über die Schulter, betraten die Malküche und begutachteten eine Perücke aus Büffelhaar, die von der Maske angefertigt und in den französischen Nationalfarben gefärbt wurde. Dabei staunten sie darüber, dass dieses Exemplar sogar in eine Art Waschmaschine gestellt und gereinigt werden kann. Im Fundus bemerkte ein Schüler: „Hier fehlen ja nur noch die Preisschilder“. In der Tat: Der „Kleiderschrank“ des Theaters ist besser sortiert als jedes Bekleidungsgeschäft. Zahllose Krawatten, Westen, Hosen, Anzüge, Hemdem…sogar Unterwäsche gab es im Fundus für die Herren  zu sehen.

Nachdem deutlich geworden war, welche Berufsgruppen unter dem Dach eines Theaters zu finden sind, beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit dem Beruf des Schauspielers genauer. Im KASCHLUPP, der Kinder- und Jugendbühne des Landestheaters, wurden mit Theaterpädagogin Stefanie Bertram Schauspielübungen gemacht. In der Großgruppe wurde zum Aufwärmen rhythmisch geklatscht und gesprochen, bevor Improvisationstheater gespielt wurde. Schwerpunkt war hier Shakespeares Tragödie Hamlet.

Wie treten sich Protagonisten der Tragödie gegenüber? Wie laut und deutlich muss ich sprechen, damit mich alle verstehen? Schaffe ich es, meinem Gegenüber entgegenzutreten, ohne seinem Blick auszuweichen? Wie inszenziert man den Mord an Polonius mit dem Degen?

Möglich wurde dieser Vormittag rund um das Theater dank des Projekts KulturScouts OWL, an dem die Driburger Schüler als offizielle Projektklasse teilnehmen. Einmal pro Halbjahr kann eine ausgewählte Kultureinrichtung in OWL besucht und an einem Workshop teilgenommen werden. Ziel des Projektes ist es, Jugendlichen kulturelle Einrichtungen in der Region näherzubringen.

So durfte die 8b beispielsweise dem Marta in Herford im vergangenen Februar im Rahmen eines Architektur-Projektes im wahrsten Sinne des Wortes „auf’s Dach steigen“.

Christina Belke, Lehrerin der 8b